Unsere fünfte Zusammenkunft zur Vernetzung hauptamtlicher IG Metall-Beschäftigter stand unter dem Motto: „In der Transformation die Systemfrage stellen – Wirtschaftsdemokratie durchsetzen!“. Dazu war es gelungen, die Kollegin Prof. Dr. Nicole Mayer-Ahuja (SOFI Göttingen) für ein einleitendes Referat zu gewinnen. In ihrem Vortrag legte sie den Schwerpunkt auf die Digitalisierung und die damit einhergehenden Veränderungen in der Arbeitswelt. Sie stellte sechs Thesen zur Diskussion:
- Im Rahmen der Transformation werden wichtige Grundsatzentscheidungen getroffen. Das betrifft die Arbeit und unsere Umwelt. Sie dürfen nicht an den Betroffenen vorbei getroffen werden. Deswegen gehören Wirtschaft und Demokratie notwendig zusammen.
- Die politische Großwetterlage scheint jedoch unter dem Motto „Weniger Demokratie wagen“ zu stehen.
- Der Einfluss der Arbeitenden und ihrer VertreterInnen kann nur durch Druck erhöht werden – aber sie sind zurzeit in der Defensive.
- Der Angst vor Job-Verlusten führte oftmals zum Verzicht auf demokratische Beteiligung.
- Grundsätzlich sind Technologien neutral – aber aktuell trägt die Digitalisierung zur weiteren Entmachtung der Arbeitenden bei.
- Wo sich Widersprüche zuspitzen, finden sich Ansatzpunkte für einen Streit um mehr Demokratie. Damit gelangt man zum Kerngeschäft gewerkschaftlicher Politik und zur Systemfrage.
In der sich anschließenden, lebhaften Diskussion, in der auch das „Positionspapier Transformation“ der Vernetzung offensive Gewerkschaftspolitik vorgestellt (diese Homepage) wurde, meinte abschließend Hans-Jürgen Urban mit Verweis auf das erstaunlich aktuelle Buch „The Great Transformation“ von Polanyi (1943): „In der politischen Auseinandersetzung zur Wirtschaftsdemokratie kommt es darauf an, nicht nur die Spieler, sondern vor allem die Spielregeln zu ändern, – also sich nicht zu scheuen, die Systemfrage zu stellen.“
Am Samstag fanden dann folgende Arbeitsgruppen statt:
- Vorbereitung des Gewerkschaftstages
- Wirtschaftsdemokratie und Transformation: Weitere Schritte
- Rechtsruck in Deutschland und Europa. Aufgaben der Gewerkschaften.
- Zu den Diskussionen und Ergebnissen der Arbeitsgruppen siehe die Ablichtungen der Wandzeitungen.
Die ursprünglich angekündigte Arbeitsgruppe „Was ist offensive Gewerkschaftspolitik aus feministischer Sicht?“ musste leider auf das nächste Vernetzungstreffen verschoben werden, da parallel eine Veranstaltung zu ähnlichen Themen stattfand, an der sich mehrere unserer ProtagonistInnen beteiligten.
In der Arbeitsgruppe „Wirtschaftsdemokratie und Transformation“ trat als Impulsgeberin auch Kollegin Katharina Stierl (Students for Future) auf. Als Vertreterin von Fridays for Future forderte sie dazu auf, Bündnisse einzugehen, um eine menschengemachte Klimakatastrophe zu verhindern (Siehe ihre Präsentation). Eine intensive Debatte wurde hierzu auch im Plenum geführt. Dabei wurde deutlich, dass auch innerhalb unserer IG Metall noch große Hindernisse zu überwinden sind, es aber keine Alternative zu einer konsequenten Politik des Klimaschutzes gibt.
Die nächsten Treffen der offensiven Gewerkschaftspolitik werden am 14./15. Februar 2020 und am 11./12. September 2020 erneut im Kasseler Gewerkschaftshaus stattfinden. Über Ideen für Themen und Referent*innen freuen wir uns.